Samstag, 17. Dezember 2016

Shaykh Hamza Yusuf über die Spiritualität von Essen



Shaykh Hamza Yusuf über die Spiritualität von Essen

Veranstaltung; Sacred Relationship: Sacred Earth, Sacred Self (ft. Shaykh Hamza Yusuf & Rabbi Joe Rapport)

Frage: Meine Frage ist zu Spiritualität und Essen. Der Koran spricht viel über das Verzehren von ḥalāl gekoppelt mit dem Wort ṭayyib. Können sie erklären was ṭayyib  in unserer heutigen Kultur bedeuten würde und wie der spirituelle Effekt beim Konsumieren von künstlichem Essen ist?

Antwort von Shaykh Hamza Yusuf: Also, nur um eine weitere Tradition zu erwähnen: In einigen buddhistischen Traditionen musste der Koch des Klosters erleuchtet sein, sie haben nicht einfach jeden in die Küche gelassen. In der islamischen Tradition gibt es eine gesamte Sitte über das Zubereiten von Essen und über die Absicht des Kochs. Bei meinen Lehrern fassten die Personen die kochten immer die Absicht, dass das Essen eine Heilung sein soll. Eines der Dinge, die in unserer Kultur sehr interessant ist, ist dass wenn man in ein Restaurant geht, sagt man enjoy. In traditionellen Kulturen würden sie so etwas Ähnliches niemals sagen, sie würden sowas sagen wie salute – „mit Gesundheit“. In der arabischen Kultur sagt man „Mit Gesundheit und Wohlergehen“, was uns an den Sinn von Essen erinnert. Es ist (auch) da um es zu genießen, Genuss ist ein Teil davon. Es ist wunderschön, dass Essen so genussvoll ist, dies ist aber nicht der Grund warum du eigentlich isst, das ist der Grund warum der Vielfraß es tut. Aber jemand, dem es ernst ist seine Gesundheit zu bewahren, isst für Gesundheit. 

Wir graben uns wortwörtlich mit unseren Zähnen unsere Gräber. In unserer Kultur bringen wir uns mit dem Essen, das wir essen im wahrsten Sinne des Wortes, um.

Ich würde annehmen, dass alle traditionellen Menschen Essen gegessen haben mit dem Wissen worum es beim Essen geht, dies ist auch worum es in der kaschrut und ḥalāl Tradition geht. In unseren (islamischen) Tradition ist es dir nicht erlaubt ein Tier im Angesicht eines anderen Tieres zu töten. In unserer Zeit ist es vertretbar, dass das Essen von Fleisch unethisch ist, außer du lebst auf einem Bauernhof.
Es gab einen interessanten Artikel über einen Mann welcher sich dazu entschied für ein Jahr nur das zu essen was er selbst geschlachtet hatte. Als er das Schaf kaufen wollte, sagte er: "Ich glaube diesem Schaf gebe ich den Namen (eng.) "Zeke" und der Schäfer erwiderte: "Gib es keinen Namen, denn du wirst anhänglich werden.“ Dennoch entschloss er sich dem Schaf einen Namen zu geben und was er erzählte war, dass ihn die Dankbarkeit gegenüber dem Tier, am meisten traf als er es aß. In unserer Tradition gibt es den Glauben, dass das Tier Kraft für gute Taten sein möchte, dadurch dass es ein Teil eines rechtschaffenen Menschen wird, wird es zu einem höheren Zustand erhoben: Von einem Tier, dass keine eigenen freien Willen besitzt, was lediglich entsprechend seiner eigenen Natur handelt, zu einem Teil eines Menschen mit freiem Willen. Und das Tier hasst es für Missetaten missbraucht zu werden. Diese Kosmologie, welche sich wahrscheinlich romantisch anhört, ist real. Ich habe Menschen getroffen die so Leben. Meine Frau tut dies, sie kocht mit dieser Absicht. Wenn ich koche, dann koche ich mit dieser Absicht. Wenn ich Essen serviere, dann serviere ich mit dieser Absicht. 

Ich erzähle euch nur eine kleine, kurze Geschichte. Ich habe ein Freund, welcher Tee-Experte ist und nur bestimmte Teesorten trinkt. Und in England ist PG Tips die schlechteste Teemarke und er ging zum Haus eines Freundes von mir und ich kenne beide. Und es war Teatime und die Engländer nehmen sowas sehr ernst. Und der Gastgeber hatte nur PG Tips bei sich zuhause und er dachte sich: „Oh mein Gott, er wird merken, dass es schrecklicher Tee ist.“ Und er erzählte mir, dass er ein Bittgebet über den Tee sprach und sagte: „Oh Gott, mach dies köstlich für meinen Freund.“ und er ging zurück, schenkte den Tee ein und nachdem der Gast den Tee trank, sagte er: „Weißt du was? Ich glaube, das war die beste Tasse Tee, die ich je in meinem Leben getrunken habe.“ Hinter diesen Dingen steckt eine eigene Realität und wir erkennen nicht die Kraft der Absicht. Das arabische Wort nīya welches Absicht bedeutet, bedeutet ebenfalls Saat. Viele von uns tun Dinge ohne Absicht. In unserer Tradition dreht sich alles um die Absicht und das ständige Hinterfragen warum ich das tue, um unsere Absichten zu prüfen.

Übersetzt von Samed Gülnur